Am Rande eines großen Hochmoorgebietes liegt der Ortsteil Wiesederfehn – ein Reihendorf, welches sich entlang des früheren Weges über das Moor von Wiesede nach Voßbarg angesiedelt hat. Dieser Weg, der Ende des letzten Jahrhunderts als Straße ausgebaut wurde – die heutige Bundesstraße 436 – war bis Ende der 50iger Jahre die Heimstrecke der Boßeler von Wiesederfehn. Die Einwohner waren anfangs vorwiegend Landwirte und vereinzelt Arbeitnehmer und verbrachten in einem bescheidenen und ruhigen Lebensstil ihr Dasein.
Wenn im Winter der Boden hart gefroren war oder aber sich auch die Gelegenheit nach Feierabend bot, versammelten sich schon Jahre vor der eigentlichen Gründung des Vereins Jung und Alt von Wiesederfehn, um ihre Freizeit mit dem Heimatspiel – dem Klootschießen und Boßeln – zu verbringen. Einige wenige Vereine bestanden schon in der näheren Umgebung. Es dauerte dann nicht mehr lange, bis sich auch in Wiesederfehn mehrere Förderer dieses geliebten Heimatspieles zusammenfanden, um den Klootschießer- und Boßelerverein „Hier up an“ Wiesederfehn e. V. aus der Taufe zu heben.Die eigentliche Gründung erfolgte dann auch endgültig am 28. Februar 1914 und zwar anlässlich einer Gründungsversammlung im damaligen Hause Peters unter Teilnahme von:
August Ahlfs, Hinrich Asche, Georg Baumann, Johann Carstens, Eduard Dirks,Johann Faß, Reinhard Fokken, Johann Gerdes, Heinrich Harms (Dobbe), Johann Heeren, Hinrich Hespen, Johann Hespen, Frerich Wallmann.
Der damalige Vorstand setzte sich zusammen aus:
1. Vorsitzenden, 2. Vorsitzenden, Kassenführer, Schriftführer und Bahnweiser.
Nach Aussagen eines der ersten Mitglieder, Johann Lüken, fand eine weitere Versammlung bereits kurzfristig danach statt. (Die Suche im Verlag des Anzeigers hat sich gelohnt, denn mit dem Datum 3. März 1914 fanden wir folgende Anzeige, die seinerzeit veröffentlicht worden ist:
Es dauerte nicht lange – etwa Mitte März 1914 – und der erste offizielle Boßelwettkampf auf dem damaligen Steinpflaster von Wiesede nach Friedeburg gegen den Boßelverein Reepsholt konnte ausgetragen werden. Weitere Boßelwettkämpfe folgten mit den Nachbarvereinen. Im Sommer des Jahres 1914 wurde das erste Preisboßeln abgehalten, anlässlich dessen sich am Tage noch we
alte Bundestraße 436 und Boßelstrecke bis Ende der 50-er Jahre itere Mitglieder anmeldeten. Nebenbei wurde das Klootschießen nicht ganz vergessen, aber im Vergleich zum Boßeln wurde es nur wenig betrieben. Auch von einem Sprungbrett war damals noch keine Rede. Vereinzelte Werfer sowie u. a. Johann Dirks – im Volksmund Opa´s Johann genannt – sollen damals den Kloot mit Holzschuhen (Klumpen) geworfen haben.
Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit, denn viele Vereinsmitglieder wurden zum Kriegsdienst eingezogen und so mancher wurde verwundet oder ist nicht mehr zurückgekehrt. Aber dennoch wurden die heimatlichen Gedanken wieder wach. Man zählte das Jahr 1919, als sich bereits erste Gruppen bildeten, die den Verein in seiner alten Form wieder aufblühen ließen. In den 20er Jahren haben die Aktivitäten dann trotz Inflation und Arbeitslosigkeit weiterhin Aufschwung gefunden und die Mitgliederstärke wuchs bald auf über 30 Mann. In dieser Zeit, aber auch in den folgenden 30er Jahren, war es nicht leicht, einen Verein zusammenzuhalten oder zu fördern, aber die Liebe zur Heimat und der Gedanke zusammenzugehören hielt den Verein aufrecht. Vor diesem Hintergrund verdient die Arbeit des damaligen Vorstandes besondere Anerkennung.
Wenn wir es schon als bewundernswert empfinden, dass der Verein nie zum Erliegen gekommen ist – eine Tatsache, die wir heute gern unterstreichen, so sollen doch schon einige Vereinsprobleme und große Schwierigkeiten vorgekommen sein. So ist aus Überlieferungen festgehalten, dass der Verein im Jahre 1926 fast zum Erliegen gekommen wäre, wenn nicht Vereinsmitglied August Ahlfs die im Vereinslokal bereits in der Ecke liegenden Papiere an sich genommen und – wie so oft – ein Machtwort gesprochen hätte. Danach soll der Verein wieder aktiv geworden sein.
Anlässlich eines heiteren Gespräches in einer größeren Thekenrunde wurde der Name des Vereins gefunden und zwar soll von dem damaligen Malermeister Hayung Harms gesagt worden sein: „Loot uns man seegen – hier up an!“ Dieser Name gefiel allenunder wurde auch sofort mit auf die Vereinsfahne geschrieben. Der KBV „Hier up an“ war der stärkste Verein in seiner Umgebung.
Der Vorstand hatte sich im Laufe der folgenden Jahre auch auf das ursprüngliche Heimatspiel – das Klootschießen – konzentriert. Nicht nur in der Umgebung, sondern auch über die Grenzen des Kreises Wittmund hinweg waren die damaligen Werfer wie z.B. Reinhard Höfing, Johann Becker, August Ahlfs, Ulrich Kruse, Fritz Lücken, Hermann Renken, Hermann Höfing und Johann Gerdes bekannt. Eine Seltenheit, eine solch große Anzahl von überragenden Klootschießern in einem Verein zu haben. Die Erfolge blieben nicht aus.Seinerzeit hatten die Gebrüder Höfing hinter dem Hause – auch Hüttstück genannt – einen Anlaufbock von ca. 15 Meter Länge gebaut – eine Seltenheit, die es sonst nirgendwo zu sehen gab. Durch den Anlaufschwung konnten die Werfer mindestens 5 – 6 Meter weiter werfen.
Auch im Boßeln bildete der KBV „Hier up an“ eine Spitze in der näheren und weiteren Umgebung. Die Boßeler August Ahlfs, Johann Ahlers, Fritz Lücken, Hermann Renken, Johann Becker, Emil Block und Hermann Höfing waren die erfolgreichsten Werfer und als Mannschaft im Kreise Wittmund und darüber hinaus in Wilhelmshaven und in der Friesischen Wehde bekannt. Hiervon zeugen die überaus vielen Pokale und Ehrenurkunden aus damaliger Zeit.
Im Jahre 1936 gab es den Wechsel des Vereinslokals von der Gastwirtschaft Peters zu der damaligen Gastwirtschaft Oltmann Kruse, im Volksmund „Mutter Kruse“, später Otto Kruse genannt. Ein kleiner Saalbetrieb und eine Bühne waren von Vorteil. Veranstaltungen mit Theateraufführung und anschließendem Tanz waren damals schon üblich. Während des Krieges blieb dort das Vereinslokal .
Vor dem Kriege wurden bereits große Zeltfeste veranstaltet, so z. B. am Jannburger Weg, auf den Ländereien von Jürgen Hummels und auf den Ländereien von Johann Carstens gegenüber von Janssen Bruns. Die Zelte wurden von Mitgliedern per Ackerwagen geholt. Zusammengespannte Pferde von einzelnen Mitgliedern vor extra gefertigten Langwagen holten die Bauteile vom letzten Veranstalter ab und das Zelt wurde gemeinschaftlich wieder aufgebaut. Ein Zelt in heutiger Art gab es nicht. Das Zelt bestand aus zwei Tanzflächen, mit einem Grünstreifen in der Mitte des Zeltes, der zur Theke führte. Die Sitzplätze waren ringsherum auf weiteren Grünflächen vorgesehen.
Dann brach der Zweite Weltkrieg aus. Der Verein verfügte bereits über mehr als 50 Mitglieder. Wie in allen anderen Vereinen wurde das Boßeln und Klootschießen für diese Zeit ausgesetzt. Die Kriegswirren rissen dann erneut schwere Wunden. Es bedurfte schon unermüdlichen Idealismus und Vereinsgeist, um den KBV „Hier up an“ erneut nach dem Krieg zu beleben.
Unter dem weiteren Vorsitz von Conrad Lüken wurden alle Klootschießer und Boßeler immer wieder motiviert mit dem Erfolg, dass zum ersten Male in der Vereinsgeschichte unser damaliges Vereinsmitglied Martin Siefken bei den Friesischen Mehrkampf- meisterschaften die Traumgrenze im Klootschießen mit 100,35 Meter erreichte.
Auch im Straßenboßeln galt der KBV „Hier up an“ bald wieder als Favorit. Mehrere Male wurde seinerzeit in den 50iger Jahren die Verbandsmeisterschaft und nach Einführung des Punktspielbetriebes in den Jahren 1976, 1977, 1978 nacheinander die Verbands- meisterschaft in der A-Gruppe (Kreisliga) errungen. Mit der nochmaligen Meisterschaft im Jahre 1984 und dem anschließenden Aufstieg in die Bezirksklasse Ostfriesland war ein weiterer Höhepunkt erreicht worden.
Ebenfalls auf dem Gebiete der Festlichkeiten hat der KBV „Hier up an“ bald seine Tradition wiedergefunden und zwar durch das Wintervergnügen – schon traditionsmäßig im Februar eines jeden Jahres – und bekannt durch die früheren Theaterabende, die Vorreiter der späteren Gründung der Niederdeutschen Bühne Wiesmoor waren. Das sogenannte Sommerfest wurde bis 1995 alljährlich am letzten Wochenende im Juli im Festzelt abgehalten. Erstmals fand dieses Fest nach dem Kriege beim Hause Wilhelm Dirks, danach bei Hermann Asche, bei der Gastwirtschaft Peters und auf den Ländereien von Hermann und Hans Höfing statt. Neben dem Boßeln und Klootschießen war dieses Fest auch wegen seiner Organisation und der Gestaltung auf dem festlichen Sektor weit über die Grenzen bekannt.
Hierbei nicht vergessen werden darf die Wahl der „SeutenDeern“ – eine der Höhepunkte der 70iger Jahren. Ebenfalls das Abholen der Meister mit dem Besucherfahrzeug des Heimat- und Verkehrsvereins gehörte zur Tradition.Seit 1996 wird der „Fehntjer-Cup“ für Damen und Herren ausgetragen. Hierzu melden sich jedes Jahr ca. 300 Boßeler und Boßelerinnen aus dem gesamten FKV-Gebiet an. Die Gewinner erhalten beachtliche Preisgelder.
Durch die umfangreiche Jugendarbeit in den letzten Jahrzehnten strebt der KBV weiter neue sportliche Ziele an. Des Weiteren sind auch schon unsere Kleinsten ab 4 Jahren jeden Montag im Training und bilden das Gerüst der zukünftigen Jugendmannschaften. Gerade seit den 2000er Jahren konnten viele Kreismeistertitel durch die Jugendmannschaften gewonnen werden, mehrfach ebenfalls Landes- und FKV-Meisterschaften.
Der KBV „Hier up an“ Wiesederfehn gab sich am 30.10.1975 eine neue Satzung und erlangte aufgrund dieser Unterlagen unter der Register-Nummer 383 des Amtsgerichtes Aurich die Eintragung am 19. Dezember 1975 in das Vereinsregister als „eingetragener Verein“. Vorstand im Sinne des § 26 BGB ist hiernach der Vereinsvorsitzende, der Stellvertreter des Vorsitzenden und der Kassenwart. Jeder von ihnen ist allein zur Vertretung befugt.
Immer wieder wurden unsere besonderen Vereinsgeburtstage würdig gefeiert. Das 75. Vereinsjubiläum und das 25-jährige Jubiläum des Damenboßelvereinswurden u.a. mit einem großen Festball und etwa 400 Gästen in der damaligen Festhalle in Wiesmoor gefeiert.
Die offizielle Steinsetzungsfeier unseres Gedenksteins erfolgte am 27.07.1991 unter Beteiligung von über 150 Gästen am Hopelser Weg, Ecke Türkeier Weg. Der Bürgermeister der Gemeinde Wiesmoor, Hinrich Behrends und das Ehrenmitglied Gerd Asche vollzogen die Einweihung und zerrissen gemeinsam das weiße Tuch. Die FelderwegerDöschdeel-Musikanten umrahmten die Feier musikalisch.
1995 feierten wir das erste Boßel- und Sommerfest in der alten Ausstellungshalle der Autohandlung Schäfer. Im Herbst 1995 begann der Umbau der Ausstellungshalle zu unserem Dorfgemeinschaftshaus. Die Einweihung des fertigen Dorfgemeinschaftshauses erfolgte am 22.06.1996. Ebenfalls 1996 begann mit der Ausrichtung des 1. Fehntjer Cups eine neue Epoche unserer Boßel- und Sommerfeste.
Nach vier errungenen Kreismeisterschaften 1995, 1997, 1998 und 1999 gelang endlich der der angestrebte erneute Aufstieg zur Ostfriesischen Bezirksklasse Männer I.
Im Jahr 2003 wurde mit der Bezirksklasse eine neue Spielklasse im Landesverband Ostfriesland für Frauen I – Mannschaften eingeführt. Trotz Neueinführung fanden Aufstiegswettkämpfe zur Bezirksliga statt, und um nur einen Meter wurde der direkte Aufstieg in die Bezirksliga verpasst. Ab der Saison 2003/2004 warf unsere Frauen I damit ebenfalls in der Bezirksklasse.
Ab 2004 erzielen die Schüler und Jugendlichen des KBV auf Kreis-, Landesverbands- und FKV-Ebene zahlreiche herausragende Erfolge. In der Breite stellen diese Erfolge einen sportlichen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte dar. Das Jahr 2004 geht mit vielen Highlights in die Vereinsgeschichte ein: Zwei Jugendmannschaften werden Vize-Landesmeister. Fünf Einzelmedaillen werden auf Landesebene geholt und drei FKV-Einzelmeister gestellt. Im Medaillenspiegel des Kreisverbandes Friedeburg erzielt man im Straßenboßeln dank des guten Abschneidens der Jugendwerfer den ersten Platz.
Diese sportlichen Erfolge im Jugendbereiche korrespondieren mit einer Etablierung der ersten Herren- und Damenmannschaften im höherklassigen Boßelspielbetrieb des Landesverbandes Ostfriesland.
2008 Fusion des Damen- und Herrenvereins „Hier up an“ Wiesederfehn e.V.:
Am 11.01.2008 fusionieren der Damen- und der Herrenverein miteinander. Der Damenverein hat zuvor sein Interesse bekundet, diese Fusion zu vollziehen. Am 01.03.1964 gründete sich der Damenverein „Hier up an“ Wiesederfehn. Damals war die Vereinsgründung der Frauen ein mutiger Schritt, man war ein Vorreiter im FKV. Der Vorstand der Frauen wurde unter großem Applaus verabschiedet und die 44 Jahre währende Eigenständigkeit des Frauenvereins gewürdigt. Eine gleichberechtigte Funktion wird den Frauen im KBV „Hier up an“ zugesichert und ist in der neuen Satzung entsprechend verankert.
Gemäß der neuen Satzung besteht der Vorstand aus 9 Positionen, im Jubiläumsjahr wird der Vorstand gebildet von:
1. Vorsitzender 2. Vorsitzender Kassenwart Schriftführer
Spielleiter Männer Spielleiterin Frauen Frauenwartin Gerätewart
Jugendwart
Unsere größten Mannschaftserfolge:
2005 Frauen I /Männer I Doppel- Meisterschaft in der Bezirksklasse / Aufstieg in die Bezirksliga!
2006 Jugend C Landes- u. FKV- Meister Mannschaftsboßeln
2008 Jugend E Landesmeister u. Vize-FKV-Meister im Straßenboßeln
2008 Frauen I Meister Bezirksklasse und Wiederaufstieg in die Bezirksliga
2009 Jugend F Landes- und FKV-Meister im Straßenboßeln
2010 Frauen I Meister Bezirksliga und Aufstieg in die Landesliga
2012 Männer I Meister Bezirksklasse und Aufstieg in die Bezirksliga
2012 Jugend C Landes- und FKV-Meister im Straßenboßeln
2014 Männer I Vize-Meister Bezirksklasse und Aufstieg in die Bezirksliga
2015 Frauen I Meister Bezirksliga und Aufstieg in die Landesliga
2018 Männer I Vize-Meister Bezirksklasse und Aufstieg in die Bezirksliga